Was machen wir heuer im Urlaub? Fragte mich die beste aller Frauen, nämlich meine, eines Tages beim Frühstück. Ich überlegte kurz, trug ich mich doch schon seit Jahren mit dem Gedanken, einen Urlaub in Bayern und Franken zu verbringen. Vor Jahren hatte ich einige Baustellen in Ostdeutschland und es erschien mir reizvoll diese Gegend nochmals zu besuchen. Weißt du, sagte ich, wir machen einen Besuch in der ehemaligen DDR in der sächsischen Schweiz.
Nach einigen Wochen wurde ich beim Frühstück von meiner Heidi mit der Idee konfrontiert, doch unseren Urlaub am Wasser und zwar der Einfachheit halber an Bord einer Gullet vierzehn Tage in der Türkei zu verbringen. Zum chartern war es ihrer Meinung nach bereits zu spät. Ich war zwar von dieser Idee Anfangs nicht sehr begeistert, denn erstens hat jeder Segler seinen Stolz und überhaupt Törn mit Fremden. Ich wurde jedoch überzeugt das dies alles nicht so schlimm sei.
Das Wochenende darauf trafen wir uns mit unseren Freunden Otmar und Christine in Rust.
Bei einem Bier im Campingrestaurant wurde dieses und jenes besprochen, unter anderem auch die Pläne für den Herbsturlaub.
"Wir fahren heuer mit einer Gullet in vierzehn Tagen von Antalya nach Marmaris", sagte ich zu den beiden. Christine schaute mich an, als hätte ich kurzzeitig den Verstand verloren und meinte: "Da hätten wir ja gemeinsam ein Boot in der Türkei chartern können". Diese Idee hätte mir sehr gut gefallen, jedoch Heidi hatte die Reise bereits gebucht und die Stornogebühr war nicht zu verachten.
Also wurde die Sache am folgenden Wochenende nochmals besprochen und Otmar und Christine entschieden sich zum mitfahren.
Rasch wurde nachgebucht und Ende September war der Flug.
Am Sonntag dem 20. September pünktlich um 16h 35 startete die Maschine der Turkish Airways mit uns und landete nach einem ereignislosen Flug pünktlich um 20h 30 Ortszeit mit uns in Antalya.
Am Flughafen in Antalya war das Chaos ausgebrochen, denn keiner wußte so richtig wie es weitergehen sollte. 250 Flugpassagiere, alle mit anderen Hotels- oder Schiffsbuchungen suchten ihren entsprechenden Anschluß.
Nach einigem hin und her und herumfragen, kamen wir darauf, daß unser Reisebüro einen Kiosk besetzt hatte wo man die Nummer des entsprechenden Reisebusses erfuhr. Unser Bus hatte die Nummer 39 und war natürlich der letzte in einer langen Reihe. Achtzehn Personen plus Gepäck wurden in einen Kleinbus gepfercht und nach einer halben Stunde Wartezeit wurden wir von unserem deutschsprechenden Reiseleiter begrüßt und endlich ging die Fahrt Richtung Hafen. Meine Bewunderung galt wie immer in der Türkei dem Buschauffeur. Mit einer Ruhe und Grandezza fahren diese Typen nur unter Benutzung Ihrer Hupe durch das ärgste Gewimmel. Als unser Bus zwischen Hafenbecken und Restauranttischen stecken blieb, hieß es mit dem Gepäck und zu Fuß zum Schiff.
Am Schiff angelangt, wurde dieses geentert, die Kojen gesichtet und das Gepäck verstaut. Unser Kabine war für einen Segler geräumig. Zirka 2,5 x 3 m mit angeschlossener Naßzelle, waren unser Reich.
Im Anschluß an Deck machten wir uns mit den restlichen Gästen bekannt, und lernten somit Gerti, Gabi, Maria, Heinz und Peter kennen. Der Reiseleiter begrüßte uns an Bord und stellte uns die Crew vor.
Hilmi den Kapitän, Attila Maat und Koch und Seki den Benjamin für alle anfallenden Arbeiten. Wir waren alle müde, inzwischen war es 24h geworden und nach einem kleinem Schlummertrunk ging es in die Koje.
Der alte Hafen von Antalya
Montag:
Der Morgen in Antalya war schön und kühl. Der alte Hafen liegt wunderschön und der Anblick entschädigte uns für die Strapazen und Unpässlichkeiten der Reise. Nach unserem ersten Frühstück an Bord, bestehend aus Käse, Wurst, Butter, Marmelade, Honig, dem köstlichen türkischem Weißbrot, Tomaten, Gurken, Yoghurt, Kaffee oder Tee, liefen wir Richtung Phaselis aus.
Phaselis war eine lykische Handelsstadt, bestehend aus zwei Handels- und einem Kriegshafen, wobei die beiden Handelshäfen durch eine Hauptstraße verbunden waren. Abseits der Straße befanden sich das Theater, die Bäder, Läden, ect.. Wir liefen in die Bucht vor der Ruinenstadt ein.
Die Bucht vor Phaselis
Als erster Wermutstropfen auf unserem Törn stellte sich unser Beiboot als leck und unbenutzbar heraus. So mußte uns ein Fischer mit seinem Boot übersetzen.
Die Ausgrabungen von Phaselis (Bäder)
Nach der Besichtigung der Ruinenstadt ging es zurück an Bord, Attila verwöhnte uns mit einem leckeren Mittagessen und weiter ging es in eine Bucht nahe dem Südkap, wo wir vor Anker und mit Landfeste die Nacht verbrachten. Leider wie sich herausstellte eine kurze Nacht.
Dienstag:
Um 5h 30 startete Hilmi die Maschine, da unsere Fahrt immerhin über 30 SM ging. Um 6h liefen wir aus der Bucht Richtung Südkap, um Kekova Reede zu erreichen. Um ca. 9h waren wir wieder in unserer Bucht, da der Skipper über Funk eine Schlechtwetterwarnung erhielt. Der zweite Versuch das Südkap zu bezwingen machte Hilmi um 14h, der aber diesmal wirklich an hohen Wellen scheiterte, da in der Zwischenzeit eine kleine Front mit Windstärken bis 8 Bf durchgezogen war. Somit hatten wir einen Badetag, bei sehr guter Verpflegung.
Mittwoch:
Ich habe Gerti auf diesem Törn nie wieder so böse gesehen. Aber, daß unser Skipper die Maschine um 5h früh anwarf, hat sie ihm nie verziehen. Erklärend muß dazu gesagt werden, daß der Vormittag in diesem Bereich der türkischen Küste meistens windschwächer und somit von der Welle ruhiger verläuft. Die Gullets sind eher flach gebaute Boote, die auf Grund ihrer Masten und hohen Aufbauten einen hohen Schwerpunkt besitzen und somit nicht unbedingt für Fahrten bei hoher Welle geeignet sind.
Wir genossen dennoch unser Frühstück an Bord und legten kurz vor Kekova Reede in einer kleinen Ortschaft an.
Von hier sollte unser zweiter Landausflug nach, Myra der Wirkungsstätte des heiligen Nikolaus, Patron der Seefahrer stattfinden. Mit dem Bus ging es zu den Ausgrabungen und zur Nikolausbasilika.
Die Felsengräber von Myra
Zurück mit dem Bus an Bord legten wir Richtung Kekova Reede ab. In einer Bucht vor Kale ging ein Teil der Gäste von Bord, um die Festung über Kale zu besichtigen. Der Ausflug ist zwar lohnend, die Aussicht wunderbar, aber ich habe für mich beschlossen, das zukünftige Video von Otmar zu genießen und blieb mit einem kühlen Bier an Bord. Nach der Rückkehr der "Ausflügler" legten wir ab, längs der versunkenen Stadt Richtung Hassan, "dem besten Koch von ganzen Mittelmeer".
Die Bucht von Kale
Wir haben Hassan vor ca. 10 Jahren kennengelernt. Einen Aussteigertypen, der ein Wirtshaus eröffnet hat. Heuer habe ich Hassan fast nicht wiedererkannt. Mir kam ein seriöser Mann mit gepflegtem Haarschnitt und Bart entgegen, gekleidet mit blütenweißer Hose und ebensolchem Hemd, das Handy am Gürtel und begrüßte uns. Zu diesem Abend haben wir die Crew eingeladen. Das Essen war wie immer bei Hassan sehr gut und es wurde ein sehr netter und lustiger Abend. Unsere Crew hat festgestellt, daß Löwenmilch in gehörigen Mengen genossen sehr gesund sei und hat entsprechend zugelangt.
Donnerstag:
Gerti hat festgestellt: "Nun beschwere ich mich bei dem Reisebüro, schließlich bin ich im Urlaub und nicht auf der Flucht". Unser Skipper hat auf Grund der zu fahrenden Strecke, ca. 35 SM wieder um 5h früh abgelegt. Die Fahrt ging an diesem Tag über Kas nach Kalkan. Nach einem ausführlichem Abendbummel in Kalkan, war um 24h Bordruhe eingetreten, dafür war dieser Hafen extrem laut.
Freitag:
Ablegen um 5h früh, Gerti hat nichts mehr gesagt, längs der Küste nach Ölü Deniz, dem Bilderbuchstrand der Türkei. Otmar und Peter transportierten mit der Luftmatratze ihre Video- und Fotoausrüstung an Land, um von der Spitze der Klippe bessere Aufnahmen zu erzielen, Maria übte sich im langschwimmen, zum Strand und zurück und überschätzte sich fast dabei, der Rest der Gäste ging schnorcheln oder baden. Nach dem Essen ging es weiter nach Gemila Adasi.
Die Bucht von Ölü Deniz
Nun wurde unser kaputtes Beiboot das erste Mal zum Problem. Erst nach einem etwas heftigerem Gespräch mit Hakan unserem Reiseleiter, organisierte er ein Boot für die Überfahrt zum Ufer.
Ausgrabungen in Gemila Adasi
Die zweite Ernüchterung gab es bei der Rückkehr vom "Berg". Wir freuten uns bereits auf ein Bad in der Bucht, laut Programm sollten wir hier übernachten, jedoch unser Skipper war schon wieder auf der Flucht. Mit laufendem Motor nahm er uns an Bord und legte sofort ab in eine Bucht knapp vor Fethye. Nun gab es eine heiße Diskussion mit unserem Reiseleiter, in welcher er einiges über Vertragsrecht gelernt haben dürfte. Es wurde jedenfalls vereinbart, täglich die Etappen und Ziele zu besprechen und auch einzuhalten.
Samstag:
Badetag in der Bucht, nachmittags Überfahrt nach Fethye. Abends Bummel und Einkauf im Basar.
Fethye
Sonntag:
Überfahrt nach Göcec, von dort Ausflug nach Sakli Kent. Sakli Kent ist der Ursprung des Flusses Xantos. Eine landschaftlich sehr schöne und wunderbar kühle Schlucht.
Der Eingang nach Sakli Kent
Montag bis Mittwoch, Buchteln im Golf von Fethye mit Grillabend an Bord.
Heidi beim Schwimmen
Die Crew beim Grillen
Donnerstag erfolgte die Überfahrt in die Ekincik Bucht, von wo die Überfahrten nach Dalyan (Kaunos) in kleinen Booten erfolgt. Wir wurden gegen 9h abgeholt, nach der Besichtigung der Ausgrabungen ging es Mittagessen, sodann Flußauf bis zu einem Süßwassersee und anschließend zurück an Bord.
Fahrt durch das Flußdelta
Die Ausgrabungen in Kaunos
Leider geht alles zu Ende und am Samstag erfolgte der Rückflug nach Wien. Für mich war dieser Urlaub eine durchaus machbare Alternative zu dem von uns geliebten Segelsport, um ungestresst und faul zu urlauben.
Mast und Schotbruch
Heinz Tekauz