zurück - Veranstaltungskalender 2009
Vorwort:
Unser Hausrevier, der Neusiedlersee, erfüllt uns Binnenseglern alle Wünsche. Hier sind Revierkenntnisse von Vorteil und der Spaß alleine oder in Gesellschaft zu Segeln ist groß.
In unserem Club gibt es eine beachtliche Anzahl von Mitgliedern, die die Adria bereits auf Törns kennengelernt haben und wieder einmal im Gebiet der oberen Kvarner Inseln segeln wollten.
Das war der Anlass um eine Clubsegelwoche zu veranstalten und jenes Gebiet zu besuchen, das einige von uns aus ihrer Anfangszeit kennen und hier auch ihre praktische Ausbildung zum Fahrtensegler gemacht haben.
Eine Crew wurde in kurzer Zeit zusammen gestellt, ein passendes Boot gefunden und am 11. 04. starteten acht Teilnehmer der ersten SCR Segelwoche nach Punat, auf der Insel KRK.
Teilnehmer:
Franz Reithmayr, Hannes Handschuh, Norbert Drösler, Ferry Puchner, Alfred Binder, Klaus Prtak (Skipper), Walter und Jens Hübner.
Bordtagebuch von Jens Hübner:
Samstag, 11. 4.
Anreise, Bootübernahme, Klaus entdeckt eine undichte Stopfbuchse, wird am Sonntag repariert.
Sonntag, 12. 4.
Ankunft Norbert und Jens 11.05 in der Marina Punat auf KRK (wegen schlecht beschilderter Umleitung etwas verspätet) sonst wären wir unter 6 Stunden von Wien aus, über Mureck / Ptuij (Vermeidung der Slowenischen Maut), gefahren.
Gleich nach dem Einladen eine Stärkungs-Salami-Semmel und nach der Begrüßung und Einleitung durch unseren Skipper Klaus, laufen wir um 12:00 aus. Norbert am Steuer. Blauer Himmel - kein Wind.
Hannes kocht Osterschinken. Wir essen während der Fahrt hervorragenden Schinken, Zunge, Würstel und Gurkensalat.
Umrunden die Nordspitze von CRES. Kurz nach queren der Autofähre von KRK nach CRES tauchen Delfine in der Ferne auf. Wegen unseres Propellers halten sie sich auf Distanz.
Wir machen knapp 7 Knoten bei 2400 U/min. Klaus zeigt mir die Navigation auf der Seekarte. Ziel ist die wunderschöne Marina im römisch/griechischen Stil in CRES. Franz übernimmt das Anlegemanöver auf Steg 6.
Nach kaltem Nachtmahl unternehmen Walter, Klaus und Jens einen Spaziergang entlang der Promenade in den Ort CRES.
Hannes und Ferry quatschen noch bis tief in die Nacht an Deck, der Rest zieht sich in die Kojen zurück.
Montag, 13. 4.
Die Sanitären Anlagen sind sensationell, duschen - und dann gibt's kein Brot für das Frühstück! Franz kocht Kaffee. Walter und Jens leihen sich Fahrräder und besorgen Brot aus einer kleinen Bäckerei aus dem Ort - das Baguette ist noch warm.
Nach dem ausgiebigen Frühstück legen wir gegen 10:00 ab. Jens am Steuer - das er an diesem Tag kaum mehr los lässt. Weiterhin kein Wind. Hinter Cap Pernat kommt Wind auf, wir setzten testweise die Genua - Wind weg - Genua bergen - weiter Motoren. Gegen 11:35 wieder eine Windbriese, Genua und Großsegel raus, dann versuchen wir den Wind einzufangen. Nicht lange, denn es kommt eine böige Brise auf, endlich geht's richtig los! Bald müssen wir die Segel um 1/3 reffen. Windspitzen erreichen bis zu 38 Knoten und wir eine Spitzengeschwindigkeit von 9,1 Knoten. (Norbert errechnet die Rumpfgeschwindigkeit mit 10 Knoten !!). Abgedeckt durch Rt. Osor - dem Nordcap von LOSINJ, wird der Wind schwächer - Segel wieder voll raus!
Mittagessen gibt es kalt, mit exzellentem griechischen Salat und gefärbten Ostereiern.
Neben uns tauchen drei prächtige Delfine auf und begleiten uns lange. Besonders unser Bug hat es Ihnen angetan.
Wie durch den Wetterbericht Split um 14:45 angekündigt, erreicht uns ein Ausläufer eines Genuatiefs auf Höhe von Srakane. Wir reffen mit Motorunterstützung und ziehen unser Ölzeug an. Seegang 4. Erst bei der Einfahrt nach MALI LOSINJ wird's ruhiger, Jens legt längsseits mit einigem Herzklopfen im Stadthafen an. Dann haben wir uns einen Kaffee an der Uferpromenade verdient.
Hannes serviert Paprikahuhn mit Spätzle, dazu ein Blaufränkischer. Franz, Norbert, Hannes, Jens und Freddy sitzen noch länger beim Roten,
und weil der Käs'geruch aus dem Kühlschrank spät noch Appetit macht, serviert Hannes noch Lachs- und Camembert-Brote als Spätmahlzeit.
Dienstag, 14. 4.
Duschen im schön ausgebauten alten Haus der Marina am gegenüberliegenden Hafenufer. Beim Ablegen gibt es mehrere Überlegungen wie - mit dem
Heck ausdrehen wird letztendlich sehr knapp zum hinter uns liegenden Fischerboot, aber die gut angebrachten Reifen als Fender federn uns ab. Kurz nach der Werft üben Norbert und Jens Boje über Bord - Manöver, dann
verlassen wir die geschützte Bucht und segeln bei gutem Wind mit der Genua Richtung Süden in die Krivica - Bucht, bekannter unter Pauli- Bucht.
Wir ankern, nur begleitet von zwei Möwen, und Hannes tischt uns Zaziki, marinierten Schafkäse, gebratenen Knoblauch und griechischen Bauernsalat über blau-türkisen Wasser auf. Wir nutzten noch die Bucht zu Ankermanövern.
Weiter nur mit der Genua durch die schmale und seichte Enge zwischen ILOVIK und SVETI PETAR mit dem verlassenen und teils verfallenen Kloster. In der Ferne taucht ein Seezeichen auf, das wir ansteuern und steuerbords liegen lassen. Die sanften Wellen wiegen unseren Skipper Klaus in den verdienten Schlaf.
Am Weg Richtung OLIB schwächelt der NO Wind. Auf Norberts Vorschlag baumen wir die Genua aus, was noch einige Zehntel - Meilen Fahrt bringt.
Norbert steuert uns perfekt in die kleine Lücke vor dem Bug einer Katameranfähre an die seichte Hafenseite der Mole in der 100-Seelen-Gemeinde OLIB.
Ein Kaffee im Internet-Cafe (!!!), weil sonst gibt's nix. Ein kleiner Spaziergang zu den “schwarzen Bäumen”, die nicht schwimmen (die geschnittenen Scheite sind schwer wie Eisenstangen, und sind neben Sommertourismus eine sehr wichtige Einnahmequelle der wenigen Insel-bewohner). Freuen uns schon auf die gebratenen Garnelen mit sensationeller Sauce und Petersilkartoffeln an Bord.
Mittwoch, 15. 4.
Wir haben's nicht eilig, es geht absolut kein Wind.
Die Riesenfähre ist lautlos ausgelaufen, wir haben nichts davon bemerkt.
Einige Fischer tuckern vereinzelt hinaus.
Gegen einen Kaffee gehen wir noch auf's Klo im Internetcafe. Das ist der ausgehandelte Preis für die Benützung der einzigen Toilette im Hafen. Dann laufen wir, mit Kurs auf SIMUNI (PAG), aus.
Nach 12 Meilen erreichen wir die Einfahrt in den kleinen Marinahafen. Einige Kormorane fischen auf dem spiegelglatten Meer.
Die Einfahrt SIMUNI ist wie ein kleiner enger Fijord; der sich nach Nordwesten windet. Das Anlegen gelingt Jens erst beim zweiten Anlauf, der Marinero ist etwas ungeduldig.
Zu Mittag gibt's Frankfurter und Debreziner. Der Nachmittag wird zur Planung der Nachtfahrt nach RAB genutzt und zum Relaxen.
Hannes eröffnet das 5-Hauben-Lokal am Abend mit Lamm-Haxen, Bratkartoffeln und griechischen Salat. Unsere Paradeiserbestände schmelzen sichtbar dahin.
Donnerstag, 16. 4.
Walter's Wecker weckt das ganze Schiff um 00:30. Sternenklare finstere Nacht, trotzdem zwitschern die Vögel in der Marina wie im Morgengrauen. Punkt 01:00 laufen wir aus. Norbert am Ruder hat's nicht leicht durch den kleinen Kanal hinaus zu manövrieren. Es ist praktisch stockdunkel. Ferry gibt am Bug die Richtung an und achtet darauf, keine Netzbojen zu überfahren. Ab der Kanalausfahrt übernimmt Jens das Ruder, Norbert navigiert. Wir fahren mit gekoppelter Navigation, und versuchen es anfangs ohne Plotter. Ein paar Möwen schrecken wir aus dem Schlaf auf. Die Sicht ist gut, die Leuchtfeuer sehen wir auf Nenntragweite, kein Wind, fahren 5 Knoten unter Motor. Langsam geht ein glutroter Halb-Mond achtern auf, er spendet uns gegen morgen etwas Licht. Einige Fischerboote sind unterwegs, teils grell beleuchtet.
Hannes war die ganze Nacht auf, hat uns Kaffee vorbereitet und stärkt uns mit Spagetti Bolognese um halb vier, dafür darf er lange ausschlafen.
Gegen 4:30 passieren wir die Enge zwischen Dolfin und Rt Lun an der Nordspitze von PAG. Setzen den Kurs auf die vor uns liegende Stadt RAB ab. Die Hafenbefeuerung ist gut zu erkennen, beim Einlaufen empfängt uns der Duft von frischem Gebäck.
Um 5:30 machen wir am dritten Steg der ACI-Marina fest (Walter, Ferry an den Heckleinen, Klaus springt auf den Steg macht die Leinen fest und reicht die Mooringleine, Norbert macht sie fest), es beginnt zu dämmern, außer Vogelgezwitscher und einigen Hähnen ist nichts zu hören, die Altstadt Rab ist stilvoll beleuchtet - Jens genießt die herrliche Stimmung bei einer Tasse Kaffee.
Müde von der Nachtfahrt gehen wir schlafen.
Langsam erwacht das Schiff wieder, es ist später Vormittag. Freddy hat die erste Deckwache übernommen und beobachtet das Geschehen im Hafen.
Nach einem kleinen Frühstück besuchen Klaus, Ferry, Norbert, Walter und Jens die Altstadt von RAB. Wenige Touristen sind in den engen Gassen unterwegs, ebenso wenige Geschäfte geöffnet, dafür wird viel renoviert. Vom Kirchturm einer der fünf Kirchen lohnt sich ein Blick auf die wunderschöne Stadt. Die Speisekarte in einem Hafenlokal schreckt uns preislich ab und wir suchen deshalb eine Pizzaria auf. Bei der Rückkehr zum Schiff geht's schon lustig zu, einige Fläschchen wurden vom Rest der Crew bereits vernichtet.
Genießen am Abend Lungenbraten in Weinblättern mit Bratkartoffel, großartig wie immer.
Es kommt kräftiger Wind auf, der selbst im geschützten Hafenbecken noch ordentlich zu spüren ist. Die Studentenpartie neben uns feiert lautstark, und lässt sich auch durch den nächtlichen Regen die Laune nicht verderben.
Freitag, 17.4.
Der Morgen beginnt trüb, windig und regnerisch, aber blaue Flecken mischen sich langsam in den Himmel. Wir tanken voll, bis wir auslaufen scheint die Sonne, die Windrichtung stimmt. Ideal zum Segel setzten. GRGUR, eine ehemalige Gefangeneninsel für Frauen, die seit den 50er Jahren verlassen ist, steuern wir als erstes an. Die Yacht, die vor uns an der kleinen Versorgungsmole liegt, macht noch rechtzeitig Platz.
Hannes ruft zum Mittagessen die bereits ausschwirrende Crew zurück zum Schiff, Mittagessen an Deck. Wer hätte sich das in der Früh gedacht.
Nehmen den letzten Schlag nach PUNAT unter Segel in Angriff. Ferry und Franz steuern und wir genießen das schöne Wetter. Jens und Norbert gönnen sich abwechselnd ein Nickerchen am Dingi. Der Wind flaut ab und der Motor bringt uns an den ECKER Steg in der Marina PUNAT.
Eine problemlose Bootsübergabe und ein letzter Manöverschluck beschließen den herrlichen Törn.
Gesamt sind wir 51 Meilen gesegelt und 103 Meilen unter Motor gefahren,
in Summe also 154 Meilen.
Hannes bereitet uns noch einen abschließenden lukullischen Genuss mit Lachs im Blätterteig. Nachtisch Polster-Zipf mit Marillenmarmelde.
PS: Den Abwasch hat sich die Crew seemännisch geteilt, es gab nur wenige Verluste an Geschirr und keine Verletzten.
Samstag, 18. 4.
Schon um 07:00 sind alle auf, Hannes muss die Nacht über gepackt haben, alle Kochutensilien sind bereits verstaut. Franz wartet vergeblich auf den bestellten Gepäckskuli, aber auch das löst sich. Waschraum und Duschen in der Marina sind bereits übervoll. Das Gepäck in die Autos verladen, und nach einem Frühstück in der Marina, - kurz nach 09:00 verlassen wir PUNAT in Richtung Heimat.
Zusammenfassung:
Dieser Törn hat gezeigt, dass das Segeln in einem schönen Revier einen ungebrochenen Reiz auch für jene hat, die das Gebiet kennen und nicht abgeneigt sind bekannte aber auch unbekannte Orte wieder einmal zu besuchen.
Es war ein Trainingstörn für Norbert und Jens die, zu meiner Freude, mit großem Ehrgeiz den Umgang mit dem Boot übten, navigierten und nach wenigen Tagen selbständig unseren Tageszielen entgegensteuerten. Auf allgemeinen Wunsch wurde eine Nachtfahrt erfolgreich absolviert und Rab, so wie geplant, noch vor der Morgendämmerung erreicht.
Erfreulich war das Engagement der Crew, die ihre Aufgaben an und unter Deck freiwillig übernahm und gegen Ende des Törns mit Routine erfüllte.
Ein sorgfältig erstellter Menüplan, von einem Meisterkoch zubereitete Edelspeisen, und immer der richtige Appetit zur richtigen Zeit, sind mindestens genau so wichtig wie ein revierkundiger Skipper. Hannes zählt zu den besten Smutjes, die ich bisher kennen gelernt habe. Bewundernswert ist sein Umgang mit der Bordkassa.
Die Gesamtkosten waren knapp kalkuliert, trotzdem stand die Bordkassa nie unter Wasser. Alle Ausgaben wurden auf Heller und Pfennig abgerechnet. Dank seines umsichtigen Einkaufs in der Heimat hat es uns an nichts gefehlt.
Allen Teilnehmern sei für die gute Zusammenarbeit und für das Gelingen des Törns gedankt.
Jens Hübner
Klaus Prtak