Vor der 1000 km langen An- bzw. Rückreise grauste uns aber etwas. So wurde der Plan geboren, die Rückreise zur Besichtigung von Ostdeutschland auf mehrere Etappen aufzuteilen und uns mehrere Tage Zeit dafür zu nehmen. Um flexibel zu sein, fuhren Gabi und Erwin mit ihrem Wohnmobil und Claudia und ich mit dem Kombi und einem Zelt. Gabi hatte so mit dem Wohnmobil einen Stützpunkt für ihre Radtouren auf der Insel Rügen. ![]() ![]() ![]() Die zweitägige Hinfahrt führte uns am Donnerstag bis vor Dresden und am nächsten Tag erreichten wir zu Mittag die Insel Rügen. Dort suchten wir uns einen netten Campingplatz in dem kleinen Ort Altefähr, direkt gegenüber der wunderschönen Stadt Stralsund. Am Samstag Vormittag musste ich noch eine Prüfung für die pyrotechnischen Seenotmittel (Signalpistole) ablegen, die in Deutschland vorgeschrieben ist. Die 104 Prüfungsfragen waren mir vorab nach Wien geschickt worden. Nach einer ca. 30 Minuten dauernden schriftlichen und mündlichen Prüfung und um Euro 30,-- erleichtert, bekam ich meinen "Knallschein" und am Nachmittag konnten wir im Hafen Lauterbach endlich das Schiff übernehmen, Erwin als Navigator und ich als Skipper. ![]() ![]() Die Ostsee und die Rügischen Boddengewässer waren für mich eine neues Revier und so habe ich natürlich vorab gründlich meine Hausaufgaben gemacht. Die teilweise sehr seichten und engen Fahrwasser und die steilen Wellen in den Bodden und das nur leicht salzige, brackige Wasser kommen einem Neusiedler See-Segler irgendwie vertraut vor. Der Grund ist meist weich, aber es gibt unzählige, bösartige, verstreute Felsblöcke, die über die Jahrhunderte vielen Schiffen zum Verhängnis wurden! Wenn man ein Fahrwasser verlässt, muss man wirklich wachsam sein und genau wissen, was man tut! Die offene Ostsee an der Außenseite von Rügen hat natürlich einen völlig anderen Charakter. Die Gezeiten machen sich kaum bemerkbar und die Oberflächenströmungen sind variabel und vom Wind bestimmt. Unsere Reise sollte uns, sofern Wind und Wetter mitspielen, in einer Woche rund um Rügen führen. Nachdem die Wetterprognosen mitspielten, entschlossen wir uns, Rügen gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden und das berühmte Kap Arkona mit seinen Kreidefelsen an der Nordspitze der Insel zu runden. Der erste Schlag führte uns bei leichten Winden und teilweise unter Motor von Lauterbach über den Rügischen und den Greifswalder Bodden in betonnten Fahrwassern hinaus in die offene Ostsee. Der Hafen von Sassnitz, in dem sich zu DDR-Zeiten ein Eisenbahn-Fährterminal befand war das erste Ziel. Die Sportboot-Liegeplätze wurden erweitert und so hatten wir keine Platzprobleme. Anders als auf der Adria gibt es im Norden keine Mooringleinen, sondern die Boxen haben durchwegs Dalben oder Schwimmstege mit Klampen. Hier war die Crew beim Anlegen erstmals gefordert. Bei Anlegemanövern anderer Boote konnten wir uns dann die "Choreographie" und Taktik für das Belegen der meistens hohen und weit auseinanderstehenden Dalben abschauen. Ein zweiter Bootshaken wäre da hilfreich gewesen. Angenehm niedrig die Marina-Gebühren: 10-12m Bootslänge für nur wohlfeile Euro 13,-- pro Nacht! Bei immer noch leichten nordwestlichen Winden erreichten wir die Marina in Glowe, die ziemlich voll war. Im sehr seichten Hafenbecken fanden wir eine der letzten freien Boxen. Drei Dalben beim ersten Versuch belegt, der vierte ist uns zunächst noch entwischt. Am Sandstrand von Glowe sind Erwin und Claudia noch in die mit 20°C sehr warme Ostssee baden gegangen. Ich habe es vorgezogen, derweil den Sonnenuntergang über der glatten Ostsee zu genießen. ![]() ![]() ![]() Am nächsten Tag rundeten wir die berühmten Kreidefelsen und das Kap Arkona bei kurzeitig 2-3 Windstärken aus NW unter Segeln bei Kaiserwetter. Das Ziel wären die Häfen Vitte oder Kloster auf der berühmten, autofreien Insel Hiddensee im Westen von Rügen gewesen. Beide Häfen waren aber komplett überfüllt und so mußten wir nach Schaprode auf Rügen ausweichen. Von dort gibt es eine Fährverbindung nach Hiddensee. Am nächsten Tag blies die vorhergesagte steife Briese aus NW und wir beschlossen einen Ruhetag einzulegen und setzten mit der Fähre auf Hiddensee über. Dort wanderten wir über die Insel und bestiegen den Leuchtturm "Dornbusch" mit Blick bis zu den dänischen Inseln. Am Donnerstag segelten wir auf raumen Kurs in Rauschefahrt bei immer noch 4-5 Windstärken durch die enge und stark befahrene Tonnenstraße durch den Strelasund nach Stralsund. Die Marina in Stralsund war voll und viele Yachten lagen bereits in Päckchen. Wir ergatterten einen Liegeplatz von einem abwesenden Dauerlieger. Wegen des starken Seitenwindes waren wir mit dem sauber geglückten Anlegemanöver sehr zufrieden. Ein paar Boxen weiter spielten sich beim Anlegen aber kleine Katastrophen ab. Ich deponierte meine Telefonnummer im Marinabüro, falls der Dauerlieger seinen Liegeplatz beanspruchen sollte, und dann besichtigten wir Stralsund, wo wir uns mit Gabi trafen, die mit der Fähre und ihrem Fahrrad aus Altefähr gekommen war. Der Abend war mild und wir konnten im Freien Abendessen. Am Freitag führte uns der letzte Schlag, nachdem die Straßen- und die Eisenbahnbrücke über den Strelasund geöffnet wurde, über den Greifswalder Bodden zurück nach Lauterbach, wo wir dann am Samstag unkompliziert das Boot zurück gaben. In Summe legten wir in 5 Tagen 130 sm zurück. ![]() ![]() Nach unserer Umrundung von Rügen besichtigten wir die Insel noch einen Tag mit dem Auto und natürlich mit der berühmten Schmalspurbahn, dem "Rasenden Roland". Diese urige Dampfeisenbahn verbindet die berühmten Ostseebäder auf Rügen. Auf unserer Rückreise besuchten wir zunächst die alte Hansestadt Greifswald mit ihrem großen Museumshafen, campierten auf der Insel Usedom und besuchten das beeindruckende Museum am ehemaligen V2-Raketentestgelände in Peenemünde. Dann führte uns die Heimreise nach Schwerin mit Schlossbesichtigung und einem schönen Campingplatz am Schweriner See. Weiter ging es nach Potsdam, wo wir natürlich Schloss Sans Souci erwanderten. Die vorletzte Etappe führte uns durch Thüringen nach Bayern. Am letzten Tag besichtigten wir das "Mauer-Museum" in Mödlareuth, ein Ort, der durch die DDR-Grenze in zwei Teile zerschnitten worden war. Den allerletzten Stopp machten wir in Regensburg an der Donau und besichtigten den imposanten Dom. Von Regensburg ging es direkt nach Wien. Zusammengefasst waren das zwei wunderschöne und intensive Wochen und wir, Claudia und ich, möchten uns bei Gabi und Erwin für die äußerst angenehme Reisebegleitung bedanken! Einen kleinen Auszug aus unseren vielen Fotos und nautischen Informationen zum Revier wird es bei einem Lichtbildvortrag an einem Clubabend geben. Norbert Drösler |