28. Jänner 2006: Eisfest am Neusiedler See

Probelauf

Gewiss ist es am Neusiedler See eher schwierig, den genauen Zeitpunkt zu wählen, zu dem der See zufriert und die Eisdecke auch sicher hält. Die Natur richtet sich eben nicht nach dem Winzling Mensch. Dann geschah es irgendwann doch. Eines Nachts vielleicht, es war windstill, begann das Wasser sich in Eis zu verwandeln. Die schlafende Landschaft spiegelte sich matt in einer gepanzerten Ebene. Das andere Ufer schien dem menschlichen Blick etwas näher gerückt, aber vielleicht täuscht das.

Der 28. Jänner 2006 wurde für Mitglieder des Segelclubs Rust zu einem Tag mit viel Frohsinn und Spaß. Selbstverständlich bedienten wir uns der Nachrichten aus Radio und Fernsehen sowie des Eistelefons und konnten für uns den günstigsten Tag festsetzen. Es sollte ein Samstag sein. Es wurde ein Samstag - sonnig und bitter kalt. An diesem Tag wurde ein Test für ein mögliches Eisfest mit den Mitgliedern, die mittels Mundpropaganda erreicht werden konnten und kurzfristig Zeit hatten, durchgeführt.

Die Idee eines Mitgliedertreffens auf dem Clubgelände im Winter gibt es schon seit vielen Jahren. Sie konnte nicht umgesetzt werden, weil die dafür erforderliche Infrastruktur nicht zur Verfügung stand. Wohl wurde vor vielen Jahren ein kleines Treffen am vereisten Kanal organisiert. Wir waren damals 10 Leute, die jämmerlich froren, aber mit Begeisterung die Eisstöcke hin und her schleuderten. Punsch gab's auch. Trotzdem wurde die Hetz nicht wiederholt. Jahre kamen mit wenig oder ruppiger und schneebedeckte Eisfläche, irgendwann zwischen November und Februar, so wie es der Winter wollte.

Der See war seit Tagen komplett zugefroren, zur Freude der Eisläufer, Eltern, die ihre Babys im Kinderwagen schoben sowie anderen Personen, die allein oder in Gruppen oft mit Straßenschuhen tapfer und unsicher über die spiegelglatte Oberfläche vom Kanal in die Ruster Bucht und retour rutschten. Eisschnellläufer überholten elegant Familien, deren Eltern vielleicht einen Dreier in das Eis ritzten, beobachtet von ihren Kindern. Kinder fielen öfter hin als Erwachsene, taten sich aber weniger weh. Insgesamt waren alle fröhlich und gut gelaunt. Sie genossen dieses winterliche Paradies, das sich nicht nur in Rust, sondern über den gesamten See ausbreitete.

Vormittags wurde der Raum im Clubhaus geheizt, so dass er nachmittags wohlig warm war. Und - um es gleich vorweg zu erwähnen - die 42 Anwesenden fühlten sich so wohl in der Wärme, dass manche bestimmt vergaßen, draußen in der Kälte spazieren zu gehen. Man sieht nur den kälteunempfindlichen harten Kern auf dem Eis. Das stimmt nur teilweise, denn später bildeten auch jene, die in der Wärme saßen, ein fideles Publikum, das die Spieler anfeuerte. Zu Mittag gab's herrliche Gulaschsuppe, zubereitet von Heidi Puchner. Zu den Getränken gehörte auch von Willy Bisek gespendeter Glühwein. Seglerfrauen brachten süße Leckereien.

Auf dem Programm stand Eislaufen, Winterspaziergang und Eisstockschießen. Leider standen nur vier Eisstöcke zur Verfügung. Zwei Mannschaften bildeten sich, ein würfelähnliches Holzstück diente als Taube. Über die Regeln war man sich rasch einig. Sie wurden nicht streng ausgelegt, die Gaudi stand im Vordergrund. Die Bewegung wärmte uns. Sogar Hunde durften mitspielen, so sie nicht zu lange die Taube verbellten (die sich in ihrem hölzernen Inneren gedacht haben mag: "Hab mich gern".). Erst am späten Nachmittag, als die Sonne ihre Kraft verlor, wurde die Partie beendet, es gab keine Verlierer.

Herzlichen Dank an alle, die geholfen hatten, diesen Tag in Rust auf dem Eis zu genießen. Es war ein gelungener Probelauf, und wir wollen im nächsten Winter diese Veranstaltung für alle unsere Mitglieder organisieren. Da der Termin ausschließlich vom Wetter abhängig ist, haben wir diese Aktivität nicht in unseren Falter aufgenommen.